Incom ist die Kommunikations-Plattform der Technische Hochschule Augsburg Gestaltung

In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre

BROWSING AWARENESS

Wie sähe die Symbiose zwischen Mensch und Maschine aus, wenn unser Surfverhalten spürbar wäre? Wenn wir fühlen, hören und sehen könnten, was im Hintergrund passiert? Wie reagiert der Nutzer, wenn das Surfen nicht reibungslos verläuft, sondern er bewusst bestimmten Akzenten des Widerstands ausgesetzt wird und damit bleibende Spuren hinterlässt? BROWSING AWARENESS sensibilisiert den Nutzer durch den Einsatz der drei wichtigsten Sinneskanäle. Denn nachhaltiges Bewusstsein entsteht nur durch ganzheitliche Sinneswahrnehmungen, niemals durch isolierte. Mit BROWSING AWARENESS reagiert das Hirn auf haptische, optische und auditive Reize, was eine langfristige Einprägsamkeit der Erfahrung zur Folge hat. Die omnipräsente Predigt und Praktik der aalglatten User Experience wird allumfassend auf den Kopf gestellt. Althergebrachte Gepflogenheiten und der ständig fortschreitende Prozess der Simplifizierung werden bewusst missachtet. Das Resultat: Eine völlig neue, einzigartige Erfahrung.

BROWSING AWARENESS

letting web users see, hear and feel how 

their surfing behavior affects our planet.

HINTERGRUND

Die durch das Internet produzierten Kohlendioxid-Werte übersteigen bereits heute die Emissionen des gesamten Flugverkehrs. Die Tendenz: Weiter steigend. Einige Web-Nutzer haben davon bereits gehört. Doch wie viele von ihnen sind sich wirklich bewusst, wie sich ihr Surfverfhalten auf die CO2-Emissionen und damit die Umwelt auswirkt?

Das primäre Ziel von BROWSING AWARENESS besteht nicht darin, auf den Ausstoß von Treibhausgasen aufmerksam zu machen. Es besteht auch nicht darin, eine messbare Größe dafür zu geben, was richtig oder falsch ist. BROWSING AWARENESS versteht sich als technisches Vehikel, das die Komplexität auf subtile und dennoch autoritäre Weise für den Menschen greifbar macht und dadurch beim Nutzer anhaltendes Bewusstsein manifestiert.

DIE SINNE

Menschen nehmen ihre Umwelt durch Sinne wahr und konservieren diese Wahrnehmung als Erfahrungen. Aus Erfahrungen entsteht Bewusstsein. Diese Brücke gilt es mit jedem Interface zu schlagen. Dabei sind die Zusammenhänge kausaler Natur: Wird die Sinneswahrnehmung intensiviert, verstärkt sich dadurch zwangsläufig das Bewusstsein. Diese Intensivierung kann durch das Ansprechen multipler Sinneskanäle im analogen Raum bewerkstelligt werden. Die Heftigkeit wurde so dosiert, dass die unbehaglichen Wahrnehmungen fast schon bestrafenden Charakter erreichen.

Sehen: Schwarze Schleifspuren auf hellblauem Lack

Hören: Unangenehme Kratz- und Schleifgeräusche

Fühlen: Mechanischer Widerstand durch Reibung

Hierdurch erlaubt BROWSING AWARENESS dem Nutzer, sehr viel eindringlicher in einen Sachverhalt einzutauchen, als es auf der digitalen Ebene jemals möglich wäre.

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FUNKTIONSWEISE

Mittels einer Chrome Extension und der darin angefragten API Websitecarbon wird während dem Surfen ermittelt, wie viel Kohlendioxid beim Aufruf der Website produziert wurde. Dies geschieht vollautomatisch im Hintergrund, sodass das Surferlebnis des Nutzers vorerst nicht beeinträchtigt wird. Der ermittelte Wert wird an einen Arduino weitergegeben. Ein Elektromagnet wurde in eine präparierte Computermaus integriert und mit dem Arduino verbunden. Je nach Menge des produzierten Kohlendioxids, aktiviert der Arduino den Elektromagnet für eine kurze oder auch längere Zeitspanne. Da ein himmelblau lackiertes Schwarzblech als Mauspad dient, zieht das am Elektromagnet angebrachte Schleifpapier auf jeder Website unterschiedlich lange Schleifspuren in den Lack des Metalls. Gleichzeitig sind Kratz- und Schleifgeräusche vernehmbar und die Maus lässt sich entsprechend der Reibung nur schwer manövrieren.

HERSTELLUNG

Da BROWSING AWARENESS eine weitestgehend analoge Installation ist, hilft ein Video enorm beim Verständnis der Herstellung. Die Form der Maus gibt einen Blick auf das unverkleidete Innenleben frei. Dadurch erlangt sie eine sehr authentische, industrielle Beschaffenheit. 

Zur Wahl standen Schleifpapiere mit einer Körnung von 120 - 3000, wobei das grobkörnigste für maximale Reibung eingesetzt wurde.

Beide Videos sind im Laufe des Projekts eigens entwickelt worden. Als Sprecher des Videoskripts wurde Michael Dzovor beauftragt. Einige Soundeffekte entstammen der Soundbibliothek von freesound.org.

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DIGITALE ERGÄNZUNG

Als Weiterentwicklung ließe sich BROWSING AWARENESS um eine digitale Komponente, den Daily Report ergänzen. Am Abend liefert dieser tagesaktuelle CO2-Werte und regt dazu an, den entstandenen CO2-Fußabdruck via Treedom.net zu kompensieren.

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VISION

BROWSING AWARENESS ist nicht zweckgebunden. Als Instrument der unterbewussten Beeinflussung lässt es sich für viele weitere Sachverhalte verwenden. Denkbar ist eine Installation, die statt den klimatischen, die psychischen Auswirkungen unseres Surfverhaltens visualisiert.

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USECASE

Ein fiktives Rechenzentrum „Green“, das bereits mit Ökostrom betrieben wird, öffnet seine Pforten. Am Tag der offenen Tür sollen die Besucher sensibilisiert werden, dass Green zwar mit gutem Beispiel vorangeht, es aber auch sehr viel klimaschädlichere Serverzentren gibt. BROWSING AWARENESS wird an einem zentralen Ort platziert, um den Besuchern die Botschaft näherzubringen.

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Ein Projekt von

Fachgruppe

Interaktive Medien

Art des Projekts

Keine Angabe

Zugehöriger Workspace

Interfacedesign / Mensch und Maschine / IA

Entstehungszeitraum

Wintersemester 2020 / 2021