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ReadMe

ReadMe ist eine Anwendung, die ihre User zu einer bewussteren Interaktion mit Text bewegt.

Als Museumsinstallation bringt sie dem Nutzer in ca. 1000 Zeichen die Grundinformationen zum NSA-Spionageskandal von 2013 näher.

Hintergrund

Wie unaufmerksam unsere Interaktionen mit Text oftmals sein können, weiß wohl jeder, der sich selbst schon einmal selbst beim völlig gedankenlosen Scrollen durch Schlagzeilen oder Social Media erwischt hat.

Aber auch im Analogen zeigen z.B. Museen, welchen Einfluss “Information Overload” auf unserer Aufnahmefähigkeit hat.

In Anbetracht der kurzen Zeit eines Museumsbesuchs und der dabei zu vermittelnden Fülle an Wissen ist es kaum verwunderlich, dass selbst die kürzesten Texte von Besuchern in der Regel bestenfalls knapp überflogen werden.

Und auch wenn dieses Leseverhalten in der Natur einer Ausstellung liegt, ergibt sich die Problematik, dass diese äußerst oberflächlichen Interaktionen bestimmten Themen kaum gerecht werden können.

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Konzept

ReadMe verknüpft daher das Lesen mit dem Prinzip von Beschädigung und Regeneration.

Streicht der Nutzer beim Lesen unter den Worten entlang, so werden diese zunächst durch Verschlüsselung unkenntlich.

Sobald allerdings der gesamte Text gelesen/ verschlüsselt wurde, löst sich die Verschlüsselung auf, um den nachfolgenden Textabschnitt freizugeben.

ReadMe erhöht somit die Komplexität der Interaktion des Lesensum diese dafür bewusster zu gestalten und der Ungeduld des Lesers entgegenzuwirken.

Inhaltlich beschäftigt sich ReadMe mit den Leaks Edward Snowdens und dem daraus entstandenen NSA Spionageskandal von 2013.

Angepasst an die Schnelllebigkeit des Museumskontextes wird ein grober Überblick über das Thema priorisiert und der Text in drei kurze Abschnitte unterteilt.

Ablauf

Das Spionage-Thema bildet den roten Faden der Anwendung:

Die Anwendung begegnet dem Nutzer zunächst mit einem von Smartphones vertrauten Sperrbildschirm und der Aufforderung, diesen nicht zu entsperren.

Um herauszufinden, in welchem Maßstab er durchleuchtet wurde und wird, muss der Nutzer also selbst “verbotenerweise” in einer fremden Akte wühlen.

Zusätzlich etabliert der Sperrbildschirm pulsierende Elemente as anklickbar und das Dreieck-Icon als Indikator einer Streichrichtung.

Es werden als bereits erlernte Interaktionprinzipien genutzt, um später unbekanntere Interaktionen zu erklären.

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Im entsperrten Zustand erhält der Nutzer einen kurzen Überblick über das inhaltliche Thema sowie die Aufforderung, eine Reihe an Akten zu verschlüsseln. Die dazu angezeigte Liste der Kapitel gibt hierbei einen Hinweis auf den Umfang der Anwendung und einen Ausblick auf die zu erwartende Optik der Verschlüsselung.

Wird die erste Akte gewählt, fordert das Dreieck-Icon den User dazu auf, unter der ersten Textzeile entlang zu streichen, was, begleitet von akustischem Feedback, die Verschlüsselung der unterstrichenen Worte auslöst.

Setzt der Nutzer dies für den restlichen Text fort, entschlüsseln sich die Zeilen zum nächsten Textabschnitt.

Hat der User auch das letzte Kapitel vollständig verschlüsselt/ gelesen, versetzt sich die Anwendung wieder zurück in den Sperrbildschirm.

Selbiges geschieht auch nach 15 Sekunden ohne erkennbare Interaktion.

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Gestaltung

Grundsätzlich ist die Anwendung inklusive ihrer Räumlichkeit sehr steril und reduziert gehalten, um keinerlei Ablenkung vom Inhalt darzustellen. Das helle Erscheinungsbild bietet zudem einen neutralen Hintergrund, auch hinsichtlich der Emotionalität des etwaigen Themas.

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Dabei teilt sich die Anwendung in zwei kontrastierende Hauptbestandteile auf:

die analogen, dunklen Printelemente und die digitalen, beleuchteten “projizierten” Elemente.

Der Aufdruck bildet wortwörtlich den Rahmen der Anwendung. Dazu wird die Ästhetik einer Akte zitiert, in deren Feldern die digitalen Texte platziert werden.

Als Schriftart kommt einzig „Roboto“ zu Einsatz, welche hier in der serifenbetonten „Slab“-Variante die Print-Assoziation verstärkt.

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Den großzügigen Weißraum des Aufdrucks füllen die digitalen Textfelder. Dieser bleibt dabei trotzdem weitgehend erhalten, da die Leuchtkraft der Buchstaben eine weiße Schrift auf weißem Grund ermöglicht.

Die verwendete Monospace-Variante legt den Grundstein für die technische Umsetzung der Animationen, da die immer gleichen Abstände zwischen Wörtern und Buchstaben deren Manipulation durch Code erleichtern.

Zusätzlich bietet sie dank dem fetten Schriftschnitt und der relativ breiten Laufweite eine gute Lesbarkeit trotz der durch die Diffusion durch das Papier entstehenden Unschärfe.

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Klanglich erfolgt ebenfalls eine Mischung von Analogem und Digitalem.

Grundlage der verschiedenen Sounds ist ein einzelner Anschlag einer mechanischen Tastatur.

Da somit immer der gleiche Sound wahlweise vorwärts oder rückwärts abgespielt wird, erhält das Klangbild eine sehr digitale Perfektion. Diese wird jedoch oftmals wieder durch eine Verzerrung der Klänge gebrochen, welche durch die durch Überlagerung der Sounds entsteht.

Technische Umsetzung

Für die Verschlüsselung wird lediglich eine zufällige Reihenfolge von Sonderzeichen und keine tatsächliche Kryptografie verwendet, da hier das visuelle Unkenntlichmachen des Textes im Vordergrund steht.

Der Projektionseffekt wird erzielt, indem das Tabletdisplay mit relativ dünnem 80 g/m² Papier bespannt wird.

Dieses lässt Weißabstufungen durchscheinen, absorbiert jedoch selbst auf höchster Helligkeitsstufe das Hintergrundlicht, das von einem schwarzen Display abgegeben wird.

Im Gegensatz zu einer klassischen Beamer-Projektion hat dies den Vorteil, dass zur Gestenerkennung kein Hand-Tracking benötigt wird, sondern Berührungen durch das Papier hindurch vom Touchscreen erkannt werden können.

Ein Projekt von

Fachgruppe

Interaktive Medien

Art des Projekts

Studienarbeit im ersten Studienabschnitt

Betreuung

foto: Prof. Daniel Rothaug

Zugehöriger Workspace

Interfacedesign / Mensch und Maschine / IA

Entstehungszeitraum

Wintersemester 2020 / 2021

zusätzliches Material